Vereinsporträt: Liederkranz Kraftshof – 175 Jahre Sangeskunst

Die erste Vereinsfahne - 15 Jahre nach der Gründung geweiht

Aus der Geschichte

175 Jahre – was für ein Alter. Seit 1848 wird in Kraftshof ganz offiziell gesungen und Geselligkeit geübt. Die Geschichtskundigen wissen um dieses Jahr – die Freiheit wehte durch die deutschen Lande: Märzrevolution, Paulskirchenparlament, Bauernbefreiung. Die Industrialisierung stößt unumgänglich die alte Ständegesellschaft um und für ein paar Stunden in der Woche finden selbst die einfachen Menschen Zeit, sich der Muße zu widmen. Wohl auch um der puren Zecherei Einhalt zu gebieten, bringt die Kraftshofer Lehrerschaft jener Zeit, sicherlich mit Zustimmung des Kraftshofer Pfarrers, die jetzt mögliche Gründung eines Gesang- und Lesevereins in Aussicht. Es wundert also nicht, wenn dieser Verein zunächst für den ganzen kirchlichen und schulischen Sprengel gilt. Erst nach und nach bilden sich separate Gesangsvereine in den einzelnen Ortschaften. Wohl schon alleine praktische Erwägungen werden dafür gesprochen haben. Die Vereinsziele waren damals:

1. Edle Beschäftigung und Unterhaltung in müßige Stunden 

2. Begründung eines besseren Gesangs

3. Förderung wahrer Bildung durch geeignete Lektüre

Zunächst vor allem in den Wintermonaten übte sich der neue Verein und begleitete fortan die Dorfgeschichte mit allen Höhen und Tiefen. 

So mussten 1923 die Feierlichkeiten des 75-Jährigen Jubiläums ausfallen, die Inflation hatte den Kassenbestand entwertet. Wollen wir hoffen, dass uns eine so traumatische Erfahrung in 2023 erspart bleibt, selbst wenn die Inflation auch in heutiger Zeit wieder längst vergangen geglaubte Werte annimmt.

Das große Jubiläum holte man dann 1928 zum 80-Jährigen nach. Über 1000 Teilnehmer pilgerten in den Irrhain.

Der schlimmste Einschnitt war sicherlich 1933 mit dem Vereinsverbot gekommen. Die Zeilen des Dichters Johann Gottfried Seume wurden im umgekehrten Sinne traurige Realität.

 „Wo man singet, laß dich ruhig nieder, / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;/
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; / Bösewichter haben keine Lieder.“

Unter Rektor Willi Hoffmann, auch der Gründer des Kraftshofer Bundes, erfolgte im Mai 1946 die Wiedergründung und so konnte 1948 das 100-Jährige „beim Hofpeter“, dem heutigen Schwarzen Adler,  begangen werden.

Das 125-Jährige feierte der Verein unter Chorleitung von  Lehrer Klaus Hickel 1973 mit einem Sängerfest in der Boxdorfer Turnhalle.

Das 150-Jährige wurde groß in der Festhalle Stahl gefeiert. Die Festschrift von 1998 liest sich heute noch eindrucksvoll. Und schon damals  stand die mit Almoshof gebildete Chorgemeinschaft unter der Leitung von Stephanie Gröschel-Unterbäumer.

Und nun im Jahr 2023 gibt es den Verein immer noch, allen Widrigkeiten zum Trotz, und es wird wieder gefeiert. Am Sonntag 11.06. in der Wehranlage und mit viel Musik. Alle Musikfreunde sind eingeladen, besonders die aus Kraftshof!

Der heutige Verein

Jeden Donnerstag Abend treffen sich die Kraftshofer Sänger zusammen mit ihren Almoshofer Kollegen im Kraftshofer Gemeindehaus. Der Jahresablauf wird geprägt von fixen Auftritten sowie gelegentlichen Ständchen und Einladungen anderer Chöre. Wer Interesse gefunden hat an den Vereinstätigkeiten und der Pflege von traditionellem wie neuem Liedgut ist jederzeit gerne willkommen, besondere Voraussetzungen sind nicht nötig.

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