Das Logo des Bürgervereins “Kraftshofer Bund e.V.”
Heute widmen wir uns dem Logo, welches unsere Homepage und offiziellen Schriftstücke ziert. Es ist der Ausschnitt aus einer alten Ortsansicht.
Der Blick kommt schräg von Süd-Westen und geht nach Nord-Osten. Es macht kaum Mühe das heutzutage bequem mit modernen Kartendiensten auf Basis von Luftbildern und Satellitenaufnahmen sowie 3D-Animation nachzuvollziehen.
Abb. 1: Drei Ansichten der St. Georgskirche –
links: Heutiger Zustand in Google Earth (Ansicht 3D-Gebäude)
mittig: Vereinfachtes Logo des Kraftshofer Bundes e.V.
rechts: Ausschnitt aus der Ortsansicht von Hans Bien 1629
Im Mittelpunkt unseres Logos (Abbildung 1, Mitte) steht unzweifelhaft die Kirchenburg St. Georg mit der umgebenden Wehrmauer und den fünf Ecktürmchen. Am linken Bildrand steht eine Fachwerkscheune mit Krüppelwalmdach. Am rechten unteren Bildrand wiederum ist ein stattliches Fachwerkhaus positioniert. Seine traufständige Orientierung zum vorgelagerten Platz deutet darauf hin, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Bauernhaus, sondern um eine Gastwirtschaft handelt.
Und doch fallen beim genaueren Betrachten Unterschiede zum heutigen Bestand auf. Zunächst einmal fehlt das alte Schulhaus von 1821, heute das Gemeindehaus mit Jugendräumen. Der Aufgang zu den Emporen fehlt ebenfalls, das Kantorshaus reicht nicht bis über das Tor und die Ecktürmchen der Wehranlage haben ebenfalls nicht das heutige Aussehen.
Einige dieser Abweichungen mögen künstlerische Freiheit gewesen sein. Wie soll auch nur aus dem Kopf heraus diese Perspektive proportions-getreu gezeichnet werden können. Andere Details aber verraten, dass diese Ansicht schon einige Jahrhundert alt ist. 393 Jahre, um genau zu sein. Auf 1629 hat der Nürnberger Steinmetzmeister und Zeichner Hans Bien (1591-1632) seine Ansicht von Kraftshof datiert, aus welcher der obige Ausschnitt nur ein Bruchteil ist. (Abbildung 2)
Sie zeigt das Dorf kurz vor den Zerstörungen im 30-Jährigen Krieg Anfang der 1630-iger Jahre. Über die genannte Ortsansicht hat Dr. Hermann Rusam 1984 ausführlich geschrieben.1 Und über das Leben und Werk von Hans Bien hat Dr. Peter Fleischmann 1991 eine Ausstellung kuratiert.2 Es haben sich im Übrigen mehrere Versionen dieser Ansicht erhalten, als deren Auftraggeber Hans Wilhelm Kreß von Kressenstein (1589 – 1658) gelten kann.
Von der Bien’schen Orts-Ansicht haben wir vereinfacht für unser Logo heraus extrahiert: Die Kirche als kulturellen Mittelpunkt, die auch der Kraftshofer Bund e.V. regelmäßig für Veranstaltungen nutzen darf. Eine der alten Kraftshofer Gastwirtschaften als Zeichen der dörflichen Gemeinschaft und nicht zuletzt eine Scheune als Sinnbild für die landwirtschaftliche Tradition und die Lage Kraftshofs im Knoblauchsland vor den Toren Nürnbergs.
Abb. 2: Vollständige Ortsansicht von Hans Bien, 1629
Quellen:
1 Rusam, Hermann: Kraftshof – ein Ortsbild von Hans Bien aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft 33. Jg, Heft 2, Dezember 1984.
2 Fleischmann, Peter: Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591 – 1632). Nr. 30 Ausstellungskatalog der Staatlichen Archive Bayerns. München 1991.
Herzlicher Dank ergeht an den ehemaligen Beisitzer Herrn Karlheinz Frommberger für die freundliche Bereitstellung von Recherche-Material und weitere Auskünfte.